Was ist Familie?
Familie – das ist eine Gruppe von Menschen, die irgendwie zusammengehören. Die Gründe können vielfältig sein: biologische Verwandtschaft, Heirat, frei gewählte Zugehörigkeit.
Familie – die wohnt unter einem Dach oder unter zwei Dächern oder ist über die ganze Welt verstreut.
Familie – zu der einen gehören zwei Menschen, zu der anderen sieben, zu anderen mehr als 50.
Schon beim ersten Nachdenken fällt mir auf, dass Familie ein buntes Wort ist!
Bedeutung von Familie
Fragt man Menschen danach, was für sie Familie bedeutet, dann sagen sie oft folgende Dinge:
Verantwortung, Liebe, Vertrauen, Unterstützung oder Geborgenheit.
Manche sprechen auch von Gefahren, denn besonders in Familien geschehen Verletzungen, Gewalt und Hass. Auch das ist Familie.
Im Laufe der Geschichte hat sich einiges geändert. Nicht nur, wer für uns Menschen alles zur Familie dazugehört, sondern auch, welche Bedeutung der Familie zugesprochen wird.
Familie war und ist für viele Menschen eine Schicksalsgemeinschaft. Familie sichert das gegenseitige Überleben. Kinder werden betreut und aufgezogen. Ältere oder kranke Menschen werden gepflegt und versorgt. Man bündelt die Arbeitskräfte, um gemeinsam mehr zu schaffen. Bis heute sind in Gegenden auf dem afrikanischen Kontinent Kinder die einzige Art von Altersvorsorge, die vorstellbar ist.
Welche Bedeutung eine Familie hat, kommt auch darauf an, welche Familien und welche Epoche man sich näher anschaut.
In Zeiten von Monarchien bedeutet Familie für den Adel beispielsweise vor allem wichtige politische Verbindungen. Wer heiratet wen? Diese Frage hatte nichts mit Liebe oder Zuneigung zu tun, sondern damit, ob Bündnisse zu schaffen waren, ob Macht gefestigt werden musste.
Und heute?
Umstritten ist, welche Bedeutung Familie heute hat. Familie ist nicht (immer) notwendig, um das Überleben zu sichern. Es gibt sozialstaatliche Unterstützung wie Renten oder Sozialhilfe. Menschen können auch ohne Familie gut leben. Die Zahl an Singlehaushalten in Deutschland steigt.
So manche Leute beklagen, dass Familie an Bedeutung verliert.
Trotzdem ist die Familie für die meisten Menschen wichtig: emotional, als Rückhalt, oder als Abgrenzung.
Aber auch: Wer zu zweit verdient und zu zweit lebt, ist immer ökonomisch besser dran, als eine*r allein. Das Armutsrisiko sinkt. Vom Armutsrisiko am stärksten bedroht sind alleinerziehende Frauen mit mehr als zwei Kindern.
Und zudem: viel Sorge- und Pflegearbeit wird innerhalb der Familie geleistet, besonders von Frauen.
So gilt eben heute: Familie ist wichtig. Ob positiv oder negativ: Familie spielt eine Rolle.
Familien sind unterschiedlich
Was sind aber denn nun Familien? Die einen sagen: Vater, Mutter, Kind(er). So muss eine Familie aussehen! Alles andere sei nicht richtig.
Auch religiöse Gründe werden dazu herangezogen und vehement eingebracht, obwohl wir uns sicher sein können, dass die klassische Kleinfamilie weder zu Zeiten des Alten Testamentes, noch zu Zeiten Jesu existiert hat. Es war nicht so, dass Maria, Josef und das kleine Jesuskind alleine in einem Einfamilienhaus gewohnt haben. Ganz sicher!
Familien waren damals vielfältig und sind es bis heute:
Es gibt Kinder, die mit nur einem Elternteil aufwachsen.
Es gibt Familien mit adoptierten Kindern.
Es gibt Kinder, die bei Pflegeeltern ein Zuhause haben.
Es gibt lesbische und schwule Ehe- und Elternpaare.
Es gibt Jugendliche, die mit Sozialarbeiter*innen zusammenwohnen.
Es gibt WGs, die sich als Familie begreifen.
Es gibt Familien mit vielen Generationen unter einem Dach.
Was macht also eine Familie aus?
Was macht Menschen zu einer Familie? Vielleicht genau das, was viele an Familie toll und wichtig finden:
Familie wird es dann, wenn Menschen Verantwortung füreinander übernehmen.
Familie ist da, wo Menschen füreinander sorgen und auch in schwierigen Zeiten füreinander da sind.
Familie – dieses Wort beschreibt eine Aufgabe und nicht eine bestimmte Kombination von Menschen.
Familie – das ist vielfältig. Wie schön!