Die heutige Kirche am neuen Markt – hanseatisch kühl
Die Kirche St. Pauli in der Bremer Neustadt ist eine Kirche, die ihren Charme oft erst auf den zweiten oder dritten Blick offenbart. Außen bremisch rot geklinkert, ist sie innen geprägt von geraden Linien und kühlen Farben. Die Ziegelwände sind weiß gestrichen, die Decke aus schwarzem Holz. Die Fenster sind nicht geschwungen, sondern groß und gradlinig. Ob Altarplatte, Kanzelumrandung oder Kirchenbänke – alles hat eine gerade, glatte Form. So empfängt die Kirche ihre Besucher*innen zwar durch ein großes Portal und mit offenen Armen, innen ist sie dann aber hanseatisch kühl und zurückhaltend.
Aber auf den zweiten Blick….
Gibt man ihr aber Zeit, um zu wirken, dann verändert sich der Eindruck. Und die St. Pauli-Kirche kommt einem nahe.
Dann verweilt der Blick zum Beispiel auf den großen bunten Fenstern von Albrecht Kröning. Und je länger man hinschaut, desto mehr fallen einem die Bewegung und die kraftvolle Dynamik der Farben auf.
Die Fenster
Das Spiel der Blau- und Lilatöne im großen Fenster zum Neuen Markt, der rötliche Einschlag in dem Fenster über der Seitenkapelle. Und das Fenster hinter dem Taufstein offenbart dann seinen ganz anderen Charakter – gelb und lebendig scheint es das Sonnenlicht fast zu verstärken.
Der Aufbau
Dann bemerkt man, dass der Baukörper einem Prisma gleicht, und schaut man noch genauer hin, dann erahnt man betende Hände als Grundform der Kirche. Dann entdeckt man, dass der Altarraum zwar riesig erscheint, aber durch seine Größe zugleich auch den Gedanken Raum zum Flanieren bietet.
Die Orgel
Dann fällt der Blick auf die Kleuker-Orgel auf der Empore, die sich mit ebenfalls geraden Strukturen in die interessante Architektur der Kirche einpasst.
Kurzer Werdegang dieser neuen Kirche
Die alte Kirche St. Pauli von 1682 brannte 1944 bei einem Luftangriff komplett aus, und über das Grundstück wurde nach dem zweiten Weltkrieg die Verkehrsachse der neuen Weserbrücke geführt.
Alte St. Pauli-Kirche an der Osterstraße Zerstörte Kirche St. Pauli Gemeindezentrum und Kirche St. Pauli
Die St. Pauli-Gemeinde musste sich also einen neuen Ort für Gemeindehaus und Kirche suchen. Sie fand diesen Ort direkt am Neuen Markt in der Alten Neustadt.
Die heutige Kirche St. Pauli wurde 1967 vom Architekten Jan Noltenius gebaut. Sie steht, mit Fenster zum Neuen Markt, neben dem Gemeindezentrum St. Pauli. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gemeindezentrum zuerst erbaut.
So feierte von 1956 an die St. Pauli-Gemeinde ihre Gottesdienste 11 Jahre lang im großen Gemeindesaal mit der hölzernen Kuppeldecke. Der Architekt des Gemeindezentrums war ebenfalls Jan Noltenius.