Kurze Andacht für den Sommer
Diese Andacht hat eine ziemlich schlichte Grundfrage: Was wäre, wenn Gott immer mal wieder auf der Erde wäre? Was wäre, wenn er sich nicht nur einmal in Jesus aus Nazarteh offenbart hätte? Was wäre, wenn der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde ab und an vorbeikommt… Viele Süaß beim Lesen und dann ab in den Park – Gott suchen (und finden).
Was wäre…
Was wäre, wenn Gott immer mal wieder auf der Erde wäre? Einfach so, um mal zu gucken. Nicht unbedingt, um sich ständig neu zu offenbaren. Das wäre ja eine große Aufgabe. Dann müssen heilige Bücher geschrieben, Konzile abgehalten, Ketzerei definiert werden. Nee, vielleicht kommt Gott ab und an mal runter. Geht ins Museum. Oder zum Fußball. Vielleicht auch in die ein oder andere Kirche oder Moschee. Wie gesagt, nur so zum Gucken.
An einem frühen Abend…
An einem frühen Abend Mitte Juni sitze ich im Park. Vor mir ein Spielplatz.
Und da entdecke ich ihn. Gott. Ich bin ziemlich sicher, dass er es ist. Gott probiert das Leben in Bremen aus.
Auf der Schaukel
Ein Kind sitzt auf der Schaukel und schreit. Das Kind will runter, niemand beachtet es. Seine Beine sind zu kurz zum Schaukelbremsen. Abspringen macht Angst. Gott sitzt also auf der Schaukel und schreit. Er hört erst auf, als ein anderes Kind, kaum älter oder größer, ihm eine Hand gibt. Wenn mich jemand an der Hand hält, kann ich auch besser abspringen.
Dann geht Gott mit dem anderen Kind zur Seilbahn. Ich hör die beiden juchzen, als die Bahn losrattert.
Am Mülleimer
Neben mir guckt ein Mann verstohlen in den Mülleimer. Er hat eine Tasche über dem Rücken. Es klirrt leise, als er sie vorsichtig absetzt. Ich merke, dass Gott mein Blick unangenehm ist. Ich soll seine Not nicht sehen. Der Griff in die Mülltonne offenbart die Armut. Mir scheint, Gott ist diese Offenbarung unangenehm. Und ich merke, mir ist mein Wegsehen unangenehm. Der Moment zieht sich zäh dahin – wie das Kaugummi, dass an der Dose klebt, die Gott aus dem Mülleimer zieht. 25 Cent. Ich wage es nicht, Gott anzulächeln. Schaue zu Boden. Höre ein Seufzen.
Blaugrünes Kopftuch
Weiter hinten stehen zwei Bänke auf Eck. Eine junge Frau mit Kopftuch hat Kekse und Getränke für ihre drei Kinder zurechtgelegt. Gott streicht mit einer geübten Bewegung sein Kopftuch zurecht. Es schillert in Grün- und Blautönen. Umschmiegt Gottes Gesicht und rahmt es ein. Gott hält sein Gesicht in die Sonne. Genießt die Wärme. Schaut zu mir rüber. Ich lächle.
Vielleicht kommt Gott ab und zu mal runter. Probiert das Leben aus. Lässt sich sehen.
Amen