Ein intensiver Prozess…
… kommt auf uns zu, das wussten wir schon als wir uns dazu entschieden haben, während der Konfifreizeit in Otterndorf einen Film zum Thema Catcalling zu drehen.
Doch meine Erwartungen wurden schnell als naiv entlarvt, als wir mit den acht Konfirmandinnen die sich dieser Herausforderung stellen wollten in einem stickigen Zelt saßen und uns das erste Mal das Ausmaß der Thematik bewusst wurde. Als Erfahrungen geschildert wurden und die Luft fast schon flimmerte vor Emotionen; Trauer, Angst und Wut. Als die Konfirmandinnen anfingen ihre Gedanken und Gefühle in Texten festzuhalten und erste Tränen kullerten.
Das Drehbuch für den Film schrieben wir basierend auf den Texten unserer Konfirmandinnen. Die meisten Textpassagen sind direkte Zitate, um die Gedanken und Emotionen nicht zu verfremden und den Film so realitätsnah wie möglich zu halten.
Die Dreharbeiten
Wir entschieden uns für die Dreharbeiten so viel wie möglich „unter uns“ zu bleiben, um ein möglichst sicheres Umfeld für die Darstellerinnen zu kreieren. Das hieß für die Konfirmandinnen dass sie neben der Auseinandersetzung mit ihren Szenen und Texten auch in der Technik aktiv waren.
Natürlich konnten wir den Film allerdings nicht ausschließlich mit jungen Frauen drehen, doch zum Glück haben sich auch einige Konfirmanden dazu bereit erklärt als „Statisten“ zu fungieren.
Auch die Dreharbeiten stellten eine ziemliche emotionale, zeitliche und kraftliche Herausforderung dar. Während der Rest der Konfigruppe Freizeit hatte und am Strand lag, waren wir nahezu durchgehend am Drehen, teilweise bis tief in die Nacht.
Emotionen und Nähe
Es wurde viel geweint, gekuschelt, manchmal auch ein wenig gestritten und trotz der Strapazen auch gelacht. Die Gruppe ist zusammengewachsen und als Tim am Tag der ersten Vorführung plötzlich im Schnitt feststellte dass eine Szene komplett fehlte, konnte uns selbst das nicht aufhalten und es wurde sofort ein Nachdreh gestartet.
Abschließend ein Kommentar einer Konfirmandin: „Ich fand die Dreharbeiten am Film sehr interessant, weil wir verschiedene Emotionen dabei hatten. Auf eine Art waren wir wütend und haben uns über die Catcaller aufgeregt und mal waren wir einfach nur traurig… Aber insgesamt haben die Dreharbeiten auch extrem viel Spaß gemacht“
Was ist dieses „Catcalling“ überhaupt?
Catcalling bezeichnet verbale sexuelle Übergriffe im öffentlichen Raum. Oft sind es Männer die Frauen catcallen, also ihnen hinterherpfeifen, anzügliche Kommentare machen, ihnen in den Ausschnitt oder auf den Hintern starren und manchmal sogar nachlaufen.
Als wir in das Projekt gestartet sind erwartete ich bereits dass viele der Konfirmandinnen solche Erfahrungen machen mussten, doch eine „Umfrage“ in der Gesamtgruppe des Jahrgangs ergab dass keine einzige weibliche Person welche an der Freizeit teilnahm, egal ob Konfirmandin oder Teamerin, von Catcalling verschont geblieben ist.
Und was ist nun mit dem Film?
„Papa, ich bin keine Katze“ ist kein abstrakter Film. Er erzählt die Geschichte unserer Konfirmandinnen. Die Geschichte der meisten Frauen in unserer Gesellschaft. Er spricht aus, was im Alltag zu oft unausgesprochen bleibt.
Premiere am 9. November um 19 Uhr
Sie sind herzlich dazu eingeladen sich persönlich ein Bild zu machen, am Dienstag den 09.11.2021 um 19:00 Uhr im Theatersaal Zion.
Dauer: ca. 20 Minuten + anschließender Diskussion
Regie: Nona Reinke & Tim Bonßdorf
Es gelten die 3G-Regeln, für diese Veranstalung.
Text: Nona Reinke